Was macht einen Mann aus?

„Unser Handeln – und Nichthandeln -  berührt Menschen, die wir vielleicht nie kennen und denen wir auf dem ganzen Globus niemals begegnen werden.“ 

Jaqueline Novograz

 

Als ich in den Saal kam, in dem etwa 40 Personen auf mich warteten, bemerkte ich etwas. Von den etwa zehn Lampen brannten nur sechs. Die anderen vier waren ausgeschaltet. Ich fragte mich, ob denn niemand von diesen Leuten bemerkt hatte, dass diese Lampen nicht brannten? Oder war das einfach Gleichgültigkeit? Was die Lampen anging, so war die Angelegenheit schnell erledigt. Ich musste nur zum Lichtschalter gehen und die anderen vier Lampen einschalten, worauf der Raum heller wurde, die Sicht klarer und die Atmosphäre wärmer erschien.

 

„Die beste Art, sich nicht hoffnungslos zu fühlen, ist aufzustehen und etwas zu tun. Warte nicht darauf, dass dir etwas Gutes widerfährt. Wenn du dich aufmachst und dafür sorgst, dass einige gute Dinge geschehen, wirst du die Welt mit Hoffnung erfüllen, und du wirst dich selbst mit Hoffnung erfüllen.“

Barack Obama

 

Wenn wir uns entschließen, hinauszutreten, um die Gleichgültigkeit, Selbstzufriedenheit und Trägheit zu überwinden, dann verändern sich die Dinge um uns herum. Unsere Gemeinden erleben Fortschritt. Unser Land erfährt einen Wandel. Alle werden Wachstum und Fortschritt bezeugen, so wie wir alle die Veränderung im Saal sehen konnten, nachdem ich die restlichen Lampen angezündet hatte. Der Raum wurde heller, die Sicht klarer und die Atmosphäre erschien wärmer. Aber die Frage bleibt bestehen, ob es niemandem im Saal in den Sinn gekommen war, nachzuschauen, ob die Lampen brannten oder nicht.

 

Als ich zu meinem Platz vorne im Saal zurückging, wurde ich auf etwas anderes aufmerksam. So wie in jedem anderen Saal gab es zwei bis drei Stühle, die leer blieben. Aber dieses Mal waren die Stühle so gar nicht geordnet, was mich noch mehr verwirrte. Ich sah mehrere Leute, die um diese Stühle herumstanden und dennoch nicht zu bemerken schienen, dass sie durcheinander standen. 

 

Auch hier kommt wieder die Frage auf, was sagt mir das alles über die Menschen? Was bringt mich dazu, Dinge zu bemerken, die nicht in Ordnung sind, während andere dies scheinbar gar nicht wahrnehmen? Warum sorge ich mich um Dinge, die nicht in Ordnung sind, während andere kalt und gleichgültig bleiben?

 

Am schwersten ist es, das zu erklären, was absolut offensichtlich ist, das sich aber jeder entschieden hat nicht zu sehen.

 AYN RAND, 1905–1982

In Russland geborene amerikanische Schriftstellerin und Philosophin

 

Dinge dieser Art erlebe ich natürlich regelmäßig. Ich gebrauche diese spezielle Gelegenheit einfach nur dafür, um das zu veranschaulichen. Aber wohin ich auch gehe, scheine ich zu bemerken was fast niemand sonst bemerkt. Das macht mich noch frustrierter, wenn ich daran denke, wie unterschiedlich die Menschen sind.

 

Ich vermute, dass ihr erraten könnt, was danach geschah. Die Botschaft, die ich für diesen Tag vorbereitet hatte, ging dahin, zum Fenster hinaus. Ich konnte mich nicht mehr dazu überwinden, die bereits vorbereitete Botschaft für den Tag zu predigen. Ich muss dieses aktuelle Thema ansprechen, so drehte ich mich um und wandte mich an mein Publikum, das bereit war mir zuzuhören.

 

Ich fragte sie, warum niemand von ihnen bemerkt hatte, dass die Lampen nicht brannten. Meine zweite Frage war, warum die Stühle in der Gegend herumstanden. Hatte das denn niemand bemerkt, oder warum hatte niemand etwas dagegen unternommen?

 

Die Antworten, die ich bekam, bilden nun die Grundlage für meine heutige Botschaft. Also meine Leser, ihr solltet vielleicht Gott für diesen damaligen Vorfall im Saal danken. Wenn das nicht geschehen wäre, würde ich euch heute wahrscheinlich nicht diesen Artikel schreiben.

 

Die Gründe, die mir mein sehr verehrtes Publikum genannt hatte, und was sich überall wiederholt hatte, sind Lektionen, die man beim Studium des menschlichen Wesens lernt.

 

  1. Manche sagten, sie hatten weder bemerkt, dass die Lampen nicht brannten noch dass die Stühle nicht in der Reihe standen.
  2. Andere hatten beides bemerkt. Aber warum hatten sie nichts dagegen unternommen? Sie dachten, es ginge sie nichts an. Niemand von ihnen war dafür angestellt, sich um solche Angelegenheiten zu kümmern. Meine Frage war nun, ob man dafür angestellt sein muss, um Dinge in Ordnung zu bringen. Muss man erst angestellt werden, bevor man aktiv werden kann? 
  3. Wieder andere bemerkten die Dinge, die nicht in Ordnung waren und dachten bei sich, dass dies einfach so sein sollte. Mit anderen Worten, es hätte die Regel des Hauses sein können, dass die Lampen nicht brennen und dass ein paar Stühle einfach so durcheinander stehen sollen.
  4. Die vierte Gruppe der Leute bemerkte die Dinge, die nicht in Ordnung waren, und ihre Begründung sagte viel aus. Sie sagten sich: Muss ich mir noch zusätzliche Probleme schaffen? Auch sie waren recht aufrichtig. Niemand wollte weitere Schwierigkeiten. Sie dachten nämlich, dass wenn sie auf das hinweisen würden, was nicht in Ordnung ist, sie vielleicht gleichermaßen gebeten würden, dies in Ordnung zu bringen. Das bringt natürlich Unannehmlichkeiten aller Art mit sich. Also hält die Angst vor Unannehmlichkeiten und zusätzlichen Schwierigkeiten sehr viele Menschen auf der Welt davon ab, positive Veränderungen hervorzubringen.

 

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der wir nicht mehr aufeinander achten. Nicht nur in Bezug auf die Menschen, die uns nahe stehen, sondern auf jeden, der Hilfe braucht. Ich kann nicht die Denkweisen all der anderen verändern, oder was sie sich zu tun entscheiden, aber ich kann meinen Teil tun.“

 Charles De Lint

 

Alle Schwierigkeiten dieser Welt liegen in diesen vier obengenannten Punkten begründet. Gleichgültigkeit, Selbstzufriedenheit, Apathie, Desinteresse, Lässigkeit etc., und sie zerstören damit unsere Welt.

 

Lasst uns nun einmal den ersten Punkt genauer untersuchen.

 

1. Wir haben es nicht bemerkt.

Die erste Gruppe sind die Menschen, die nicht bemerken, wenn etwas in ihrer Umgebung nicht in Ordnung ist. Als ich z. B. zum ersten Mal zurück in mein Heimatland Nigeria kam, nachdem ich drei Jahre in Europa verbracht hatte, löste diese Erfahrung Schock und Depression bei mir aus. Das Gefühl der Enttäuschung wurde bei mir vor allem von unserer stolzen Großstadt Lagos ausgelöst.

 

Bevor ich zum ersten Mal nach Übersee gereist war, war mir Lagos als moderne bewundernswerte Großstadt erschienen. Jetzt, wo ich dies schreibe, kann ich nicht anders, als mir selbst einen Spruch in meiner Heimatsprache Yoruba zu sagen: „Omo oko“, (was Buschjunge bedeutet).

 

Mein Schock und meine Depression kamen nachdem ich gemerkt hatte, dass ich und Millionen meiner Landsleute massiv getäuscht worden waren zu denken, dass Lagos überhaupt eine Stadt war, geschweige denn eine moderne Großstadt. Ich muss aber sagen, dass ich nicht vom heutigen Lagos spreche. Ich spreche vom Lagos von vor etwa 30 Jahren, die Jahre des Babangida/Abacha-Regimes.

 

Schon bevor mein Flugzeug gelandet war, war die Aussicht auf die Stadt  ziemlich entmutigend. Die braune Sonne nahm den Häusern das Dach, vermüllte Gebäude und Konstruktionen überall. Die fehlende Planung, Struktur und das ganze mangelhafte System ist das Gegenteil von allem, was man in Europa findet. 

 

Nachdem ich dann den Flughafen verlassen hatte und während der nächsten fünf Wochen meines Aufenthaltes in Nigeria bekam ich einen weiteren Schock. Dieses Mal schockierte mich die Tatsache, dass die Menschen in Nigeria, besonders diejenigen, die noch nie im Ausland gewesen waren, nicht sahen, dass mit dem System und dem Zustand der Stadt etwas nicht stimmte. Das galt auch für die Regierungsbeamten, die diese Probleme eigentlich hätten beheben sollen.

 

Das Schlimmste war jedoch, dass selbst diejenigen, die sich in meinem geliebten Land beschwerten und leicht als professionelle Nörgler bezeichnet werden konnten, dennoch nicht sagen konnten, was genau an dem System nicht in Ordnung war. All diese Menschen gehören zur ersten Gruppe von Menschen, von denen in diesem Artikel die Rede ist. Sie gehören zur Gruppe derer, die nicht merken, was nicht in Ordnung ist und behoben werden sollte.

 

„Unser Handeln – und Nichthandeln -  berührt Menschen, die wir vielleicht nie kennen und denen wir auf dem ganzen Globus niemals begegnen werden.“ 

Jaqueline Novograz

 

Ein noch genaueres Beispiel für einen jeden meiner Leser ist eine Situation, wie ich sie immer wieder sowohl in Afrika als auch in Europa erlebe.

 

Lieber Leser, hast du jemals erlebt, wie jemand in den Raum hineinkommt, in dem du bist, und niemand von den Anwesenden macht sich die Mühe, ihm einen Platz anzubieten? Sie erwarten entweder, dass er selbst einen Platz findet  oder sie weigern sich, einen Platz für den Neuankömmling herzurichten. Was auch immer der Grund sein mag, sie weigern sich zu handeln. Wir erleben das immer wieder, wir haben vielleicht auch selbst versagt und uns in ähnlichen Situationen auch oft nicht konstruktiv verhalten.

 

Was bringt Menschen dazu, die Notlagen anderer Menschen nicht zu bemerken? Was bringt die Menschen dazu, die Bedürfnisse anderer nicht zu sehen? Was ist für die „Blindheit“, das scheinbar Offensichtliche nicht zu sehen, verantwortlich?

 

Es gibt tatsächlich einen Grund für solche Reaktionen oder fehlende Reaktionen. Wenn man das Offensichtliche nicht bemerkt, wenn man nicht einmal bemerkt, dass Dinge um uns herum nicht in Ordnung sind, dann ist das nicht nur schlecht, sondern katastrophal. Der Grund für eine solche „Blindheit“ ist oft subtil und liegt in unserem Wesen verborgen, so dass wir nicht bereit sein werden zuzugeben, dass wir ein Problem haben.

 

Meine Damen und Herren, wenn ihr Dinge nicht bemerkt, die Herausforderungen, Unordnung und das Chaos um euch herum, dann steht ihr diesen Dingen gleichgültig gegenüber. Das kann nur eines bedeuten: Ihr seid von euren Bedürfnissen geblendet worden.

 

Es ist nur der Egoismus, der uns dazu bringt, die Dinge, die in unserer unmittelbaren Umgebung nicht in Ordnung sind, nicht zu sehen oder zu bemerken. Oft denken wir dann gerade an die Dinge, die uns ärgern, die uns Schwierigkeiten machen und um die wir uns sorgen. Unsere persönlichen Belastungen, Bedürfnisse und Herausforderungen geben uns selten die Chance, aufmerksam genug zu sein, um Dinge zu bemerken.

 

In einer solchen Situation hilft nur eines. Wir müssten uns zunächst einmal entscheiden, weniger egoistisch und selbstzentriert zu sein, bevor wir anfangen können zu sehen. Unsere Augen werden sonst nicht offen genug sein, um Dinge zu sehen, die uns nicht direkt betreffen. Solche Dinge werden nur sichtbar für uns, wenn wir immer weniger egoistisch und egozentrisch werden.

 

„Was wir alleine für uns selbst getan haben, wird einmal mit uns sterben; was wir für andere und für diese Welt getan haben, wird bleiben und ist unsterblich.“ 

Albert Pike

 

Liebe Freunde, ich möchte euch ermutigen, euch weniger um eure eigenen Angelegenheiten zu sorgen. Das ist das Heilmittel gegen die soziale Blindheit. Bitte, Freunde, seid entschlossen, die Fähigkeit zu sehen zu entfalten.

 

2. Diejenigen, die es bemerkten, aber sich entschieden, dass es sie nichts anginge.

 

In unserer zweiten Kategorie haben wir diejenigen, die das Problem eigentlich zwar sahen, aber dennoch entschieden, gleichgültig zu bleiben. Diese Leute sind nicht vollkommen blind, sie konnten sehen, Gott hat sie mit der Fähigkeit zu sehen beschenkt. Aber sie haben entschieden, diese Fähigkeit nicht zu nutzen.

 

Es ist die eine Sache, wenn man nicht sieht. Dann kann man zumindest damit entschuldigt werden, dass man blind ist. Es gibt aber etwas, das noch schlimmer als Blindheit ist, und das ist, wenn ein Mann oder eine Frau Augen hat, aber nicht sehen kann. Davon sprechen wir hier. Menschen, die gucken, aber nicht sehen. Menschen, die physisch aber nicht geistig sehen. Menschen, die die Oberfläche sehen, aber nicht in die Tiefe schauen. Solche Menschen sind stolz darauf, dass sie besser sind als die Blinden, aber in Wirklichkeit sind sie noch schlimmer. Denn es gibt nur eines, das noch schlimmer sein kann als Blindheit, und das ist Augen zu haben, aber nicht zu sehen.

 

In dieser Kategorie sprechen wir von Menschen, die Augen haben, aber nicht sehen. Sie sehen, welche Angelegenheiten anstehen, aber sie sehen nicht die Notwendigkeit, darauf zu reagieren. Das ist in Wirklichkeit eine größere Tragödie als es die Blindheit ist.

 

Das ist nicht die Reaktion eines gesunden Menschen. Ein Mensch, der geistig und auch geistlich gesund ist, nimmt eine Situation nicht nur oberflächlich wahr, er geht darüber hinaus und versucht Lösungen zu finden, um diese Situation in Ordnung zu bringen. Ein gesunder Mensch, den Gott als echten Mann bezeichnet, wird nicht an einer Not vorbeigehen. Das war die Lektion, die uns Jesus in der Geschichte vom barmherzigen Samariter beizubringen versucht hat.

 

Ein gesunder Mensch, der ein echter Mann in den Augen Gottes ist, ist ein Mensch, der handelt. Ein Mensch, der reagiert. Er ist ein aktiver Mensch. Wenn er sich in einem Raum befindet und ein anderer kommt hinein, ist er der erste, der aufsteht und ihm einen Platz anbietet. Er ist der erste, der nach dem Wohlergehen eines Menschen fragt. Er wird nicht nur die Stühle arrangieren, er wird auch alle Lampen anmachen. Er wird die Bedürfnisse der Menschen im Publikum herausfinden. Wenn ein echter, gesunder Mann in den Augen Gottes eine Straße in der Stadt entlangfährt, würde er an der armen Frau, die mit Tränen in den Augen ihren Weg geht, nicht vorbeifahren. Ein echter Mann nach den Maßstäben Gottes würde seinen Wagen an der Straße anhalten und die arme Frau fragen, wie er ihr helfen kann.

 

„Es gibt keine bessere Übung für das Herz, als sich nach unten auszustrecken und Menschen aufzuhelfen.“

John Holmes

 

Einige Personen werden allerdings mit der Ausrede kommen, dass sich eine solche Frau als bewaffnete Räuberin herausstellen oder etwas anderes Schlimmes passieren könnte, wenn sie anhalten um ihr zu helfen. Ich weiß genau, was ihr meint, das heißt aber dennoch, dass ihr eure eigenen Interessen über die Interessen der anderen stellt. Ein echter Mann des Reiches Gottes ist dagegen von Gott dazu angehalten, die Interessen anderer vor seine eigenen zu stellen. Kannst du dir vorstellen, dass der Barmherzige Samariter sich geweigert hätte, beim verwundeten Opfer anzuhalten, nur aus Angst, dass dieser ein bewaffneter Räuber sein könnte? Dann hätte Jesus diese Geschichte nicht erzählt, und er wäre kein Vorbild für die heutige Welt. Wir können immer Entschuldigungen finden, aber es ist besser, ein Argument haben, das dafür spricht, warum wir ein echter Mann wie Gott ihn sieht werden können.

 

Um zu etwas Erfreulicherem überzugehen, ein echter Mann bemerkt nicht nur die großen Dinge des Lebens, wie z. B. die Herausforderungen, die Schwierigkeiten und die Sorgen. Ein echter Mann wird auch die scheinbar ganz alltäglichen Dinge bemerken wie das schöne Kleid einer Frau, die zu einem Treffen kommt, und ihr dafür ein Kompliment machen. Ein echter Mann wird scheinbar unbedeutende Dinge wie den Kleidungsstil anderer Menschen, Frisur, Outfit, angenehmes Aussehen etc. bemerken. 

 

Es wird eine Geschichte erzählt über Abraham Lincoln und das Schwein.

 

Als er eines Tages in Illinois unterwegs war, sah er ein Schwein, das im tiefen Schlamm strampelte, offensichtlich am Ende seiner Kräfte. Dieser Anblick tat ihm weh, aber weil er einen neuen Anzug trug, ritt er widerwillig weiter. Aber das Schweinchen ließ sein Herz nicht los. Je weiter er fuhr desto unbehaglicher fühlte er sich, und als er zwei Meilen weit geritten war, drehte er sich um, ritt zurück, bahnte sich einen Weg durch den Matsch, half dem Schwein aus dem Schlamm und machte sich dann wieder auf den Weg. Seine Kleidung war voller Matsch, aber im Inneren fühlte er sich erleichtert.

 

Typisch für seine Freundlichkeit war, dass er sich anschließend selbst hinterfragte. Er dachte darüber nach, was sein Motiv gewesen war. Zunächst sagte er sich, es sei Wohlwollen gewesen, aber am Ende schloss er, dass es Egoismus gewesen war, denn er rettete das Schwein um, wie er sagte „meinen eigenen Geist vom Unbehagen zu befreien.“

 

Großartige Seelen wie die von Abraham Lincoln bemerken nicht nur die Bedürfnisse anderer Menschen in ihrer Umgebung, sie gehen über das Gewöhnliche hinaus, wie man in der obigen Geschichte sieht. Ihr Herz ist groß genug, um nicht nur Menschen, sondern auch Tieren einen Gefallen zu erweisen.

 

„Du hast heute noch nicht gelebt, ehe du etwas für jemanden getan hast, der es niemals wiedergutmachen kann“.

 John Bunyan

 

An einer Not vorbeizugehen zeigt nicht viel von unserer Menschlichkeit, aber auf eine Not zu antworten offenbart Gottes Wesen in uns. So ist es im Fall der ersten Kategorie von Menschen. Sie nehmen die Nöte der Menschen um sie herum nicht wahr. Die Menschen der zweiten Kategorie sehen die Not, aber sie sehen nicht die Notwendigkeit, darauf zu reagieren. Im ersten Fall ist es ein Fall von Blindheit, aber so schlimm wie Blindheit auch ist, sie ist heilbar. Das macht die zweite Kategorie noch schlimmer, denn diese Menschen können sehen, ihre Augen sind weit offen, dennoch weigern sie sich, auf die Not um sie herum zu reagieren. Ihre Augen sind in diesem Fall nutzlos, überflüssig und einfach nur eine Verschwendung.

 

Was diese zweite Kategorie ebenfalls noch schlimmer macht ist, dass man nicht nur blind ist, wenn man eine Not gesehen hat, aber nicht darauf reagiert, sondern, was noch viel schlimmer ist, man ist skrupellos. Wenn ein Mensch skrupellos ist, bedeutet das, dass er keine moralischen Prinzipien hat, er ist nicht gerecht und nicht ehrlich mit sich selbst. Einen solchen Menschen kann man als schlecht und brutal bezeichnen. Zunächst in Bezug auf sein Gewissen, dann im Umgang mit anderen Menschen.

 

Ein echter Mann in den Augen Gottes wird sich jeder Herausforderung seiner Gemeinschaft und sogar Nation stellen. Wenn er die Angelegenheit, die sich gerade bietet, nicht selbst lösen kann, dann tut er zumindest etwas dagegen. Er würde vielleicht eine Organisation gründen, eine soziale Gruppe, NGO, um das Problem anzugehen. Er würde vielleicht einen Artikel schreiben, ein Buch oder einen Blog starten. 

 

Wenn du dich einer beängstigenden Herausforderung gegenüber ohnmächtig fühlst, kannst du zumindest Alarm schlagen. Du kannst Leute mobilisieren, Regierungen herausfordern und internationale Organisationen hinzuziehen.

 

Es ist falsch, gleichgültig zu sein. Es ist falsch, selbstgefällig zu sein. Es ist falsch, in Selbstzufriedenheit zu leben. In den Augen Gottes ist es viel gesunder, immer auf die Angelegenheiten in unserem Umfeld zu reagieren. Die Herausforderungen in unserem unmittelbaren Umfeld sollten uns immer beeinflussen, berühren und zum Handeln bewegen. Die Armut in unserem Land sollte uns betroffen machen. Die hungrigen Menschen, die schlafen gehen, ohne etwas gegessen zu haben, sollten uns betroffen machen. Die Not der Studenten, die ihre Ausbildung aufgrund von Streik und Aufruhr nicht abschließen können, sollte uns betroffen machen. Die Zwangslage der unbezahlten Beamten sollte auch uns schmerzen. So reagieren diejenigen, die Männer in Gottes Augen sind, auf ihre Umwelt.

 

„Zions wegen will ich nicht schweigen, und Jerusalems wegen will ich nicht ruhen, bis seine Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine Fackel brennt.“ 

Jesaja 62:1

 

3. Diejenigen, die etwas bemerken, aber die Dinge, so wie sie sind, für normal halten

 

Zur dritten Kategorie von Menschen gehören diejenigen, die denken, alles sei normal so wie es ist, obwohl sie sehen, dass Dinge nicht in Ordnung sind. Was bringt einen Mann oder eine Frau dazu, so zu denken? Menschen, die wir eigentlich für gute Menschen halten, leben manchmal mit einer solchen Haltung. Der Grund für eine solche Einstellung ist, dass sie keine kritische Haltung entwickelt haben. Solche Einstellungen sind auf einen Lebensstil zurückzuführen, bei dem man nicht tiefer über Dinge nachdenkt.

 

Wenn Menschen sich weigern, tiefer und intensiver über das nachzudenken, was um sie herum geschieht, dann landen sie schließlich in der dritten Kategorie. Sie beginnen zu denken, dass die Gesellschaft so funktioniert wie sie funktionieren sollte.

 

Wenn Menschen also merken, was vor sich geht und es als normal ansehen, sind nicht nur ihre Augen verblendet so wie in der ersten Kategorie, sondern hier ist auch ihr Geist verblendet. Der Geist ist sowohl blind als auch leer. Das kommt vor allem durch eine Trägheit des Geistes, wenn wir versuchen, Anstrengung zu vermeiden. Wenn wir unseren Geist nicht herausfordern wollen, dann verliert dieser am Ende seine Funktion. Obwohl wir unseren Geist noch haben, sehen wir dessen Funktionen nicht. Ist das nicht tragisch?

 

Der meiste Schmerz und die meiste Unterdrückung in unserer heutigen Welt ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass gute Männer sich weigern, zu denken und zu handeln.

 

„Alles was notwendig ist, damit das Böse siegen kann, ist dass gute Männer nichts tun.“

 Edmund Burk

 

Gute Männer können gar nicht schweigen, wenn sie denken. Wenn es am Handeln fehlt, dann ist das unmittelbar darauf zurückzuführen, dass es am Denken fehlt. Wenn wir intensiv über Schwierigkeiten und Probleme in unserer Gesellschaft und in unseren Ländern nachdenken würden, dann würden wir feststellen, dass wir alle etwas dagegen tun können.

 

Das Wichtigste, das ein jeder zunächst einmal tun könnte, ist zu denken. Jede authentische Handlung beginnt mit dem Verstand – dem Denken. Wenn du nachdenkst, siehst du die Notwendigkeit zu handeln. Wenn du denkst, dann wirst du handeln.

 

Lee Frank drückt es in seinem Zitat perfekt aus:

 

„Alles was notwendig ist, damit das Böse siegen kann, ist dass gute Männer nichts tun. 

Alles was notwendig ist, damit die Mächte des Bösen siegen können, ist dass gute Männer nichts tun.

Alles was erforderlich ist, damit das Böse vorherrschen kann, ist dass gute Männer nichts tun.

Damit das Böse vorherrschen kann, muss es nur geschehen, dass gute Menschen nichts tun.

Alles was notwendig ist, damit das Böse vorherrschen kann ist, dass gute Männer nichts tun.

Der sicherste Weg, damit das Böse vorherrschen kann ist, dass gute Männer nichts tun.

Alles, was erforderlich ist, damit das Böse vorherrschen kann, ist dass gute Menschen nichts tun.

Alles was notwendig ist, damit die Mächte des Bösen in der Welt Wurzeln schlagen können, ist dass gute Männer nichts tun.

Alles was erforderlich ist, damit die Mächte des Bösen Erfolg haben, ist dass gute Männer schweigen.

Alles, was erforderlich ist, damit das Böse ist dieser Welt vorherrschen kann, ist dass gute Männer nichts tun.

Das einzige, was nötig ist, damit das Böse siegen kann, ist dass gute Männer nichts tun."

 

4. Diejenigen, die merken, was nicht in Ordnung ist, aber sich keine weiteren Schwierigkeiten aufladen wollen.

 

Diese Kategorie von Menschen möchte ein ruhiges und friedliches Leben führen. Sie sorgen sich vor allem um ihr eigenes Wohlergehen, das ihrer Familie und ihrer Angehörigen. Wenn sie etwas nicht persönlich betrifft, dann sind sie schnell bereit, dem aus dem Weg zu gehen. 

 

Eigentlich haben diese Leute einfach Angst vor Problemen. Sie fürchten sich vor Schwierigkeiten. Herausforderungen machen ihnen Angst. Sie sind sich der Schwierigkeiten bewusst. Sie wollen nichts tun, was ihr Leben komplizierter macht. Ein solcher Mensch weiß jedoch nicht, dass man riskiert, ein Nichts zu bleiben, wenn man vor den Problemen davonläuft, denn Bedeutung erlangt man durch Schwierigkeiten.

 

„Der Sinn des Lebens ist nicht, glücklich zu sein. Der Sinn des Lebens ist, nützlich zu sein, ehrbar, mitfühlend. Das zu sein macht einen Unterschied dabei, ob man gelebt hat und ob man gut gelebt hat.“ 

Ralph Waldo Emerson

 

Es gibt keinen Aufstieg ohne Prüfungen. Diese Menschen wissen nicht, dass Probleme in Wirklichkeit Wege zum Erfolg sind. Weil wir Probleme lösen haben wir einen Job. Wenn es keine Probleme gäbe, hättest du deinen Arbeitsplatz nicht. Wenn du Lebensmittel verkaufst, dann weil Menschen hungrig sind. Du löst das Problem des Hungers. Wenn du in der Bekleidungsbranche arbeitest, dann weil es das Risiko gibt, nackt zu sein. Du hast das Problem gelöst, dass Menschen nicht nackt herumlaufen müssen. Jedes Problem, das wir im Leben sehen oder von dem wir hören, ist ein Aufruf zum Aufstieg, denn sobald du dieses Problem gelöst hast, wirst du zum Held über diese Situation.

 

Goliaths Herausforderung an Israel war ein Aufruf zum Aufstieg, aber der einzige, der befördert wurde, war derjenige, der die Herausforderung annahm und das Problem löste. Probleme, Schwierigkeiten, Herausforderungen und  Freunde sind dein Aufruf zur Beförderung.

 

Kannst du dir deshalb vorstellen, was es bedeutet, wenn Menschen dieser Kategorie sagen, dass sie keine Probleme wollen? Das ist so als würden sie sagen, dass sie keinen weiteren Aufstieg möchten, keine Beförderung und keinen Erfolg.

 

Die Wahrheit im Leben ist, dass die Bequemlichkeit mehr kostet als das Opfer. Das Schweigen hat einen zu hohen Preis. Wir sollten unsere Perspektive auf Probleme verändern. Anderen zu helfen verschafft keine neuen Probleme, sondern neue Gelegenheiten.

 

Und er spricht zu ihnen: Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, das Leben zu retten oder zu töten? Sie aber schwiegen.

Markus 3:4

 

Erinnert ihr euch, was geschah als ich die Lampe anzündete, wie ich am Anfang dieses Artikels erzählt habe? Sobald ich das Licht anzündete, hatten wir einen helleren Raum, eine klarere Sicht und generell eine wärmere Atmosphäre. Veränderungen dieser Art geschehen in einem jeden Land, in einer jeden Gesellschaft, wenn es Männer und Frauen gibt, die bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen und die Probleme anderer und der Gesellschaft zu lösen. 

 

Ein Mensch kann anderen Böses antun, nicht nur durch sein Handeln, sondern auch durch sein Nichthandeln, aber in jedem Fall trägt er ihnen gegenüber die Verantwortung für die Verletzung.“  - John Stuart Mill

 

Die meisten Privilegien und Vorteile der Zivilisation, die wir heute genießen, sind auf Menschen zurückzuführen, die keine Angst davor hatten, ihren Schwierigkeiten weitere Probleme hinzuzufügen.

 

  • Thomas Edison. Er hatte so viele Schwierigkeiten auf seinem Weg, die Glühbirne zu erfinden, aber heute genießt die ganze Welt die Frucht seiner Arbeit.
  • Benjamin Franklin. Er zahlte einen hohen Preis dafür, eine bedeutende Tugend in seiner Persönlichkeit zu entwickeln. So viele Schwierigkeiten begegneten ihm im Leben, aber was war das Ergebnis? Er wurde zum Gründungsvater einer Nation. Er war dabei behilflich, die amerikanische Verfassung zu schreiben, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Ist das etwa kein guter Lohn für Schwierigkeiten?
  • Martin Luther King. Er hatte so viele Schwierigkeiten, er wurde sogar umgebracht. Aber noch heute können die Farbigen in Amerika ihr Haupt erheben im Komitee der Nationen. Gott sei Dank, dass er sich weitere Probleme auflud.
  • Martin Luther, der Reformator. Trotz all des Bösen der damaligen katholischen Kirche stürzte er sich in weitere Probleme, um die Kirche zu reformieren. Aufgrund seiner Bereitschaft, Probleme zu sehen, genießt die Kirche heute die Früchte der Protestanten. 
  • Die Wright Brüder. Sie hatten so viele Probleme, dass viele Menschen dachten, sie würden sie nicht überleben, aber heute können wir alle von Kontinent zu Kontinent und über den Atlantik fliegen Dank ihrer Schwierigkeiten.
  • Menschen wie Henry Ford, Honda und Mercedes Benz – Sie luden sich so viele Probleme im Leben auf, aber wenn sie sich diesen Schwierigkeiten nicht gestellt hätten, würden wir heute keine Autos fahren.
  • Isaac Newton. Er hatte so viele Schwierigkeiten, dass er sein Zimmer und sein Laboratorium jahrelang nicht verließ, um zu studieren und zu forschen. Wenn er sich diesen Schwierigkeiten nicht gestellt hätte, würden wir heute nicht den technischen Fortschritt unseres Zeitalters  in der Automobilindustrie und der mechanisierten Zivilisation genießen.
  • Alexander Graham Bell. Er hatte mehr Probleme als ein Mensch ertragen kann, aber die heute Telefonindustrie ist eine großartige Entschädigung für diese Schwierigkeiten.
  • Hippocrates (Vater der Medizin). Er musste durch die Hölle gehen, um zu einem Vater der Medizin zu werden, aber diese Schwierigkeiten waren es wert, denn dafür hat er sich in der Geschichte einen Namen gemacht.
  • Abraham Lincoln. Seine Schwierigkeiten und Herausforderungen waren endlos, aber würdest du nicht auch gerne als derjenige angesehen werden, der die Sklaverei beendet hat?
  • Mutter Teresa. Sie lebte, so könnte man sagen, ein Leben von Leid und ständiger Schwierigkeiten. Aber Dank ihr können Millionen Männer, Frauen und Kinder heute ein Leben in Würde führen, und ihr Name ist in der Geschichte zementiert.
  • Unser eigener Nelson Mandela verbrachte 27 Jahre im Gefängnis, die meiste Zeit davon in Einzelhaft, um zum Vater des neuen Südafrikas zu werden. 27 Jahre Gefängnis sind sicherlich sehr schlimm und schwierig, aber um zu einem Nelson Mandela zu werden war es das vielleicht einfach wert gewesen.

 

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Diejenigen, die in Gottes Augen als Männer dastehen, reagieren immer auf Schwierigkeiten, Herausforderungen und Probleme mit dem Ziel, diese zu lösen. Bei all diesen obigen Beispielen handelt es sich um bedeutende Menschen. Bedeutend zu sein und seinen Namen in der Geschichte zu hinterlassen ist nicht leicht. Gewöhnlich geschieht das, wenn man sich Herausforderungen, Schwierigkeiten und Problemen stellt und sie überwindet. Wenn du das tun kannst, nennt Gott dich einen echten Mann.

 

Ist es das, was Jesus tat? Er sah, wie verzweifelt unsere Situation war, wie wir in Sünde und Tod gefangen waren, und antwortete mit einer Lösung. Ist es das, was Gott der Allmächtige tat? Er sah die Erde, die leer und dunkel war, und wie reagierte er? Mit Licht und Erleuchtung. All die schönen Dinge auf dem Planeten, die Dinge im Himmel und auf der Erde, sie alle sind das Ergebnis dieser anfänglichen Probleme, die Gott gesehen hatte.

 

Damit wir Männer und Frauen in den Augen Gottes sein können, müssen wir beginnen, so zu handeln wie er, besonders in Bezug auf Schwierigkeiten und Herausforderungen, und auf alles das, was in unserer unmittelbaren Umgebung nicht in Ordnung ist.

 

In der Liebe Gottes, zur Kirche und Nation

 

Von Pastor Sunday Adelaja