
Die nigerianische Präsidentschaftswahl wurde zum Inbegriff dessen, was bei allem Reden in unserem Land falsch läuft. Besonders in der christlichen Gesellschaft Nigerias.
Bei einem meiner dienstlichen Besuche in Nigeria traf ich einen vielversprechenden und ziemlich wohlhabenden Pastor in Lagos. Er lud mich ein, in seiner Gemeinde zu dienen, wofür er etwas Öffentlichkeitsarbeit betreiben musste, damit Leute kommen. Als er mich fragte, was für eine Persönlichkeit ich bin, antwortete ich einfach nur, dass ich Pastor Sunday Adelaja bin. Damit war er aber nicht zufrieden. Daraufhin versuchte er, mich davon zu überzeugen, meinem Namen noch ein paar vornehm klingende Titel, abgesehen von Pastor, hinzuzufügen. Er wollte, dass ich Titel wie Apostel, Prophet, Doktor etc. benutze.
Am Ende des Tages hatte er sich für Prophet Doktor Sunday Adelaja entschieden. Seiner Ansicht nach war dies eine Kombination von Titeln, mit denen man sich zu der Zeit gut verkaufen konnte. Ich lehnte natürlich ab.
Dies ist ein Beispiel dafür, wie verrückt unsere Gesellschaft auf Titel geworden ist. Obwohl ich einen ehrwürdigen Doktortitel habe, erachte ich es nicht für notwendig, diesen vor meinen Namen zu setzen. Aber Prophet? Ich habe nie gedacht, dass mich jemand so bezeichnen würde. Aber ob es nun wahr ist oder nicht spielt für die Leute nicht wirklich eine Rolle, eine Rolle spielt nur, was sich gut verkauft.
Ein anderes Beispiel dazu erlebte ich in Nordamerika, als ich in den frühen 2000ern auf dem Toronto International Airport landete. Ihr würdet mir nicht glauben, was ich auf einem Schild fettgedruckt geschrieben sah, während Einreisende und Ausländer bei der Zollabfertigung Schlange standen. Neben dem Kofferband hing ein Schild, auf dem stand: „Vorsicht vor Propheten aus Ghana“.
Das war in den frühen bis mittleren 2000ern bevor der Prophetenwahn über Nigeria hereingebrochen war. Ich war so schockiert, dass ich mich an die Einwanderungsbeamten wandte und sie fragte, was sie für ein Problem mit Propheten aus Ghana hatten. Warum pickten sie eine ganze Nation heraus, um sie in einem internationalen Umfeld wie diesem zu blamieren? Als sie merkten, dass auch ich ein Pastor war, wurden einige von ihnen ungehalten und wollten wissen, ob ich einer dieser Propheten sei.
Was sie nicht wussten war, dass ich aus der früheren Sowjetunion kam, wo ich länger als ein Jahrzehnt gelebt hatte. Ich hatte nicht viel mit der Außenwelt zu tun, und deshalb hatte ich nicht viel von diesen sogenannten Propheten gehört.
Erst später, als ich viel reiste, erfuhr ich, was in den neu entstehenden charismatischen Gemeinden in Afrika in Mode war, und zwar eine Bewegung von Propheten, die die Kreditkartennummern, Telefonnummern und Namen der Leute herausbekommen wollten, um einen angeblich bevorstehenden Tod oder Gefahren im Leben ihrer Opfer abzuwenden. Nun versteht mich nicht falsch. Ich glaube an die Gaben des Heiligen Geistes, ich selbst praktiziere durch Gottes Gnade die Gabe der Erkenntnis und der Weisheit, indem ich während meines Dienstes Situationen und Krankheiten benenne.
Aber diese sogenannten Propheten wollten verzweifelt Geld damit verdienen. Sie fotografierten die Autokennzeichen der Leute, entnahmen Informationen aus Anmeldebögen für Konferenzen und scannten Telefonnummern. So etwas sollte jeden ehrlichen Prediger des Evangeliums beunruhigen. Es ist das eine, dass so etwas in unseren sogenannten christlichen Kreisen umgeht. Dieser Trend hat aber so um sich gegriffen, dass es zu einer Prestigefrage geworden ist. Die Leute machen es jetzt an sogenannten Neujahrsprophetien fest, wie gesalbt ein Mann Gottes ist.
Prophetien vor nationalen Ereignissen wie Wahlen verbreiten sich überall. Die nigerianischen Medien haben es noch schlimmer gemacht. Sie haben diesen negativen Trend populär gemacht, indem sie alle Adressen und Gemeinden dieser sogenannten Propheten zusammengetragen haben, um zu erfahren, was Gott hinsichtlich der nigerianischen allgemeinen Wahlen sagt. Es war nicht überraschend, dass unsere sogenannten Propheten scharenweise auf diese Versuchung hereingefallen sind. Sie rannten sich gegenseitig um und sprangen auf den Zug der Zeitungsprophetien auf.
Um noch glaubwürdiger zu werden, warben sie auch noch um die Dienste von Propheten aus dem Ausland. Oben auf der Liste standen Leute aus benachbarten Ländern wie Ghana, Kenia, und sogar Südafrika, Amerika etc. Propheten standen Schlange und einer nach dem anderen prophezeite, wer gewinnen würde. Natürlich gaben die meisten Prophetien dem amtierenden Präsidenten den Vorzug. Er hatte das Glück, für einen bombastischen Sieg vorgemerkt zu sein. Es war eine sichere Wette und eine einfache Schätzung! Es war klar, dass diese Leute versuchten, ihr Geld dort hinzubringen, wo auch ihr Mund war….
Als sich die Ergebnisse dann jedoch als anders herausstellten, geschah das, was vorauszusehen gewesen war. Dieselben Nachrichtenmedien, die die Propheten versucht und dazu getrieben hatten, Fehler zu machen, wandten sich nun gegen sie und stellten sie bloß.
Ich beteiligte mich an den Gesprächen, in dem ich einen Artikel auf meine Seite in den sozialen Medien stellte, auf dem die großen Propheten aufgelistet waren, die sich mit ihrer Prophetie, dass Jonathan die Wahl gewinnen würde, geirrt hatten, nun wo alle wussten, was wirklich geschehen war.
Ich fügte als Fußnote eine persönliche Nachricht hinzu, die lautete „Wow, wie schade… wir alle können uns mal irren…“ Die Lawine von Angriffen, die auf mich niederging, sprach für sich. Ich konnte deutlich erkennen, dass ich es mit Leuten zu tun hatte, die sich gewöhnlich weigern zu denken und meine Worte und mein Handeln zu analysieren.
„Die Menschen wollen die Wahrheit nicht hören, weil sie nicht wollen, dass ihre Illusionen zerstört werden“. Friedrich Nietzsche
Daraufhin versuchte ich, meine Position, die dermaßen missverstanden worden war, detailliert zu begründen.
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Ich entschied, die Leser dieses Artikels darauf aufmerksam zu machen (bemerke, dass ich den Artikel nicht verfasst hatte),
dass wir alle nur Menschen sind und Fehler machen. Wir Männer Gottes sollten niemals den Fehler machen, uns selbst als vollkommene Menschen hinzustellen. Es gibt auf der ganzen Erde keine
vollkommenen Menschen. Ich wäre immer der erste, der seine Schwächen eingesteht. Wir sind alle fehlbar!
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Ich habe mich bewusst entschieden, mich hinter diese Männer Gottes zu stellen, die sich geirrt hatten. Deshalb habe ich
geschrieben, dass wir uns alle (einschließlich ich) manchmal irren. Das bedeutet, dass wir nachsichtig sein sollten, darüber lachen und weitermachen. Das ist bei weitem kein Versuch, andere
Männer Gottes zu maßregeln und niederzumachen, wie man mir vorgeworfen hat. Es ist ein Versuch, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass wir Männer Gottes auch nur Menschen
sind.
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Ich erwartete, dass einige dieser Männer mutig hervortreten und ihren Fehler zugeben oder zumindest ihre Haltung erklären,
was aber meines Wissens niemand getan hat. Der einzige Artikel, der ein wenig an Buße erinnerte, kam von Dr. Okey Onuzo. Ich vermute, dass er einer von denen war, die den Sieg von Präsident
Jonathan unterstützt oder vorhergesagt hatten. Er war reif genug, zu kommen und zuzugeben, dass er falsch gelegen hatte.
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Ich weiß, dass jemand kommen muss, um frei heraus darüber zu sprechen. Wir dürfen die Dinge nicht einfach sprichwörtlich
unter den Teppich kehren. Wir sollten Verantwortung übernehmen als Leib Christi und unsere Schwächen zugeben anstatt so zu tun als wäre nichts geschehen. Jemand mag fragen: „Pastor Sunday,
warum muss das sein, und warum über Facebook?“ Für mich ist es offensichtlich, warum es öffentlich und über Facebook geschehen muss. Da die meisten dieser Männer bei Pressekonferenzen ihre
Prophetien abgegeben hatten, ist mir klar, dass es auf Facebook und in der Öffentlichkeit zu geschehen hat.
1.Korinther 14:29 „Von den Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen urteilen“
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Wenn kein Mann Gottes darüber spricht, dann legen wir eine sehr schlechte Grundlage, nicht nur für unsere Gemeindemitglieder
und die ganze christliche Gesellschaft, sondern auch für die allgemeine Öffentlichkeit, weil wir nämlich ausdrücken, dass wir mit den Dingen, für die wir andere schelten und zurechtweisen,
selbst davon kommen.
George Orwell drückte es so aus: „Alle Tiere sind gleich, aber einige sind gleicher als die anderen.“ – was bedeutet, wenn du nur groß und berühmt genug bist, kannst du dich nicht irren. Nein mein Herr, wir können uns alle irren!
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Ach! Über all das hinaus was ich vorher geschrieben hatte, glaube ich, dass Gott versucht, unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen und die Gemeinde in Nigeria zu
korrigieren. Er versucht uns zu sagen, dass wir uns irren, wenn wir Prophetien hinterherjagen. Ich glaube, dass Gott uns korrigieren möchte. Es sollte nicht so sein, dass wie zuvor erwähnt
staatliche Autoritäten wie die kanadische Regierung urteilen, in dem sie andere durch Schilder in Flughäfen und Zeitungen warnen, so dass wir als Scharlatane und Gauner angesehen werden.
Lasst und lieber in brüderlicher Liebe einander korrigieren. Als Leiter sollten wir in der Lage sein, unsere Fehler zuzugeben, und sie selbst zu korrigieren wenn es nötig ist.
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Offen gesagt, ich glaube, dass es höchste Zeit ist, mit all dem Wirbel um Titel wie Doktor Prophet, Apostel Prophet, Professor Apostel Pastor etc. aufzuhören.
All das muss aufhören! Finde deinen Wert in deiner Gabe und Berufung. Darüber hinaus dürfen wir nicht länger darauf aus sein, Prophetien zu bekommen, um das Land zu führen, wenn einfach
gesunder Menschenverstand benötigt wird.
Es ist tausendmal besser, gesunden Menschenverstand zu haben ohne gebildet zu sein als gebildet zu sein und keinen gesunden Menschenverstand zu haben – Robert G Ingersoll.
Freunde, ihr glaubt nicht, wieviel Druck ich von außen bekam, in meinen Artikeln zu schreiben, dass Gott mir gesagt habe, wer gewinnen wird.
Dabei hatte ich eine deutliche Vorahnung, dass Buhari/Osinbajo die Wahl gewinnen würden, und ich erzählte auch meinen engen Freunden davon.
Das sollte jedoch kein Argument sein, um andere überzeugen zu wollen. Es wurde so schlimm, dass die Menschen begannen, mich dafür zu verurteilen, dass ich sagte, was ich dachte. Sie sagten Dinge wie: „Wir sind nicht an dem interessiert, was du zu sagen hast. Sage uns einfach, was Gott sagt.“
Sie wollten eine Prophetie von mir hören. Ich antwortete ihnen darauf: „Ihr selbst habt den Geist Gottes in euch. Warum redet ihr nicht selbst mit ihm? Warum sollte euch ein Pastor sagen, was Gott sagt? Wir leben nicht mehr im Alten Testament, wo wir nach Sehern und Propheten Ausschau halten müssen, um zu erfahren, was Gott möchte.“
Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.
Römer 8,14
Den Geist löscht nicht aus! Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest! Von aller Art des Bösen haltet euch fern!
1.Thessalonicher 5:19-22